Freiwilligenkoordination und Flüchtlingsarbeit
Projekte 2016 – bis 2020
Die Freiwilligen des Helferkreises gestalten in den Helferteams und auf persönlicher Ebene ideenreich und nachhaltig vielfältige Aktivitäten zur Begleitung der Geflüchteten im Stadtteil Ziegelstein.
Café O. K. im Kulturladen Ziegelstein
Die Freiwilligen des Helferkreises gestalten in den Helferteams und auf persönlicher Ebene ideenreich und nachhaltig vielfältige Aktivitäten zur Begleitung der Geflüchteten im Stadtteil Ziegelstein.
Der städtische Kulturladen Ziegelstein bietet seit April 2016 regelmäßig einmal monatlich das Café O. K. (Ort des Kennenlernens) für Geflüchtete, Nachbarn und Stadtteilbewohner an. Das ehrenamtliche Helferteam bereitet jeweils die Räume vor, eine mehrsprachige Begrüßung, Bewirtung mit Getränken, selbstgebackenem Kuchen und weiteren Speisen (Kürbis-Suppe, Obstsalat oder ähnliches), sowie ein wechselndes Programm an Sprachspielen, Brettspielen, Liedern, jahreszeitlichen oder thematischen Inhalten. Das Café O. K. wird jeweils sehr gut angenommen von den Bewohnern der örtlichen Gemeinschaftsunterkünfte, Geflüchteten, die bereits privat wohnen, sowie von Interessierten über den Stadtteil hinaus. Die Begegnungen im Café O. K. ermöglichen ein einfaches Kennenlernen und Sprechgelegenheiten für beide Seiten. Für die Deutschlernenden ist es eine wichtige Gelegenheit, ihre erworbenen Kenntnisse zu üben, anzuwenden und weiter zu entwickeln. Die Freiwilligen sowie weiteren Besucher erfahren vieles aus erster Hand über die Lebensumstände der Geflüchteten. Seither entwickelte sich das Café O. K. zum zentralen Treffpunkt und zur Kommunikationsbörse für die Geflüchteten, Freiwilligen und Nachbarn im Stadtteil. Viele Alltagsfragen können hier besprochen werden, und mehrfach konnten Sachspenden vermittelt werden wie Fahrräder, Kinderwagen oder Musikinstrumente. Sehr erfreulich ist, dass mehrere MigrantInnen bei der Vorbereitung, Durchführung, Übersetzen und beim Aufräumen mithelfen. Für die Koordination ergeben sich im Café O. K. aktuelle thematische Fragen und nicht selten neue Projektinitiativen.
Bierweg
Die dezentrale städtische Gemeinschaftsunterkunft wurde im Juli 2016 mit etwa 30 Menschen bezogen und wird seitdem von rund 60 Personen bewohnt. Für die Begleitung der Familien fand sich rasch ein Helferteam zusammen. Mit einem kleinen Begrüßungsfest in der Nachbarschaft sowie einem gemeinsamen Stadtteilrundgang wurde das Ankommen und Kennenlernen erleichtert. In Zusammenarbeit mit den Asylsozialberatern und der freiwilligen Sprachmittlerin konnten Fragen wie Kita-Plätze und Schulplätze gelöst werden. Zur Vermittlung der gegenseitigen Erwartungen und den schulischen Anfordernissen sind die freiwilligen Helferinnen unersetzlich. Neben der Sprachförderung und Hausaufgabenbetreuung gab es bereits mehrmals Spielenachmittage bei der Kirchengemeinde Sankt Georg und im Haus.
Rathsbergstraße
Die staatliche Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Mittelfranken in der Rathsbergstraße wurde seit Ende Januar 2017 bezogen. Hier leben Familien mit knapp 200 Personen. Erfreulicherweise konnte der CVJM die Asylsozialberatung bereits zu Beginn der Belegung übernehmen. Das freiwillige Helferteam arbeitet mit den beiden CVJM-Kräften ebenso wie mit der Unterkunftsverwaltung eng zusammen. Zur Begrüßung der neuen Bewohner wurden einige Stadtteilrundgänge arrangiert mit den Wegen zu den öffentlichen, kirchlichen und geschäftlichen Einrichtungen im Stadtteil sowie den Kinderspielplätzen. Die regelmäßigen Angebote umfassen Sprachförderung für Erwachsene und Kinder, Kinderbetreuung, Vorlesen, Nähgruppe, sportliche Initiativen sowie Hilfe bei den Fahrrädern. Bewährt haben sich wöchentliche Offene Treffs und Kinderstunden. Zusätzlich zum Gruppenprogramm engagieren sich einige Ehrenamtliche in der Begleitung einzelner Familien und Kinder. Diese Unterstützung ist in Fragen der Aufenthaltssicherung ebenso wichtig wie bei schulischen Themen und vielen weiteren Dingen des Lebensalltags.
Andernacher Straße
Im Frühjahr 2019 wurde die städtische Gemeinschaftsunterkunft in der Andernacher Straße eröffnet. Dazu hatte die Stadt Nürnberg mit der privaten Betreibergesellschaft einen Beherbungsvertrag abgeschlossen. Das Haus bietet Raum für Familien mit rund 400 Plätzen. Von etwa 380 Personen sind rund die Hälfte Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren. Ein neues Helferteam bildete sich aus den Ehrenamtlichen der geschlossenen Häuser in der Schafhofstraße und Ziegelsteinstraße mit Verstärkung durch neue Freiwillige. Mit den Vorerfahrungen aus den anderen Unterkünften und dem Café O. K. wurde seit Sommer 2019 ein wöchentliches Offenes Treffen in der Cafeteria gestaltet. Bewohnerinnen und Bewohner kommen zu Gesprächen zusammen, zum Deutschlernen und Austausch über alle aktuellen Fragen. Die Kinder bringen ihre schulischen Hausaufgaben mit oder malen. Wie in den anderen Unterkünften begleiten einige Ehrenamtliche einzelne Familien, Erwachsene oder Kinder und unterstützen beim Lernen, Hausaufgaben oder Bewerbungen.
Äußere Bayreuther Straße
Im Übergangswohnheim in der Äußeren Bayreuther Straße bestehen Kontakte von Ehrenamtlichen zu einzelnen Familien. Die Bewohner werden ebenfalls zum Café O. K. eingeladen.
Schafhofstraße
Die staatliche Gemeinschaftsunterkunft Schafhofstraße war seit Jahrzehnten eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge und beherbergte im Jahr 2016, zu Beginn unseres Einsatzes, 174, später rund 160 alleinstehende Männer unterschiedlicher Herkunft, Sprachen, Alters und Aufenthaltsdauer. In sehr guter und enger Zusammenarbeit mit dem Asylsozialberater der Stadtmission Nürnberg konnte das Helferteam ein regelmäßiges Angebot an Begleitung und Unterstützung entwickeln und aufbauen. Dies begann mit konzeptionellen Teambesprechungen und der Ausstattung des Gemeinschaftsraumes durch freiwilligen Einsatz von Möbel-Spenden und Transport. Die feierliche Eröffnung des Gemeinschaftsraumes am 22. Juli 2016 war ein erster Meilenstein der Aktivitäten. Das wöchentliche Deutschsprechen bot Gespräche über persönliche Fragen und Alltagsthemen ebenso wie Hausaufgaben-Hilfe, Übungen in Aussprache, Wortschatz oder Grammatik, je nach Bedarf und Nachfrage. Vierzehntägig übernahmen Freiwillige eine Berufsberatung mit beruflicher Orientierung, Unterstützung bei Stellensuche, Bewerbungen, Vorstellungsgesprächen, Begleitung zur Agentur für Arbeit oder zum Jobcenter. Ebenfalls vierzehntägig arrangierte die Kochgruppe einen Kochkurs, bei dem ebenso einfache wie wohlschmeckende, gesunde und preisgünstige Gerichte gemeinsam zubereitet und verköstigt wurden. Ergänzend gab es kreative Angebote, so eine Malaktion und gemeinsames Musizieren mit dem Motto „Schafhof klingt“. Hier stand die Begegnung mit nichtsprachlichen Möglichkeiten im Vordergrund, Freizeitgestaltung mit kulturellem Ausdruck und Austausch. Aus den Begegnungen in der Gemeinschaftsunterkunft entstanden persönliche Verabredungen zur Stadtbesichtigung, Besuch der Stadtbibliothek Nürnberg oder Spaziergängen. Bereits vor der Bildung des Helferteams hatte ein Freiwilliger auf Eigeninitiative ein Fußball-Team gebildet, das regelmäßig wöchentlich gemeinsam trainierte, im Sommer im Marienbergpark, im Winterhalbjahr jeweils in einer Sporthalle, Freundschaftsspiele durchführte oder an Turnieren teilnahm. Auf Einladung der Asylsozialberatung feierte das Helferteam gemeinsam mit den Bewohnern Weihnachten. Bei Kinderpunsch, Lebkuchen und Früchten gab es heitere Gespräche, Weihnachtslieder sowie Gaben der Evangelischen Studierendengemeinde ESG und der Katholischen Hochschulgemeinde KHG. Das Haus Schafhofstraße wurde im Frühjahr 2019 von der Unterkunftsverwaltung der Regierung von Mittelfranken geschlossen. Die Bewohner zogen in Nürnberg und Umgebung in andere Unterkünfte um. Mehrere Aktive des Schafhofer Helferteams sind nun an anderen Orten tätig oder mit engagierter Einzelbegleitung.
Ziegelsteinstraße
In der dezentralen städtischen Gemeinschaftsunterkunft lebten seit dem Bezug im Februar 2016 etwa drei Familien und einige Einzelpersonen, rund 15 bis 25 Bewohner. Das freiwillige Helferteam unterstützte in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Asylsozialberaterin der Arbeiterwohlfahrt die Familien bei der Betreuung der Kinder, Vermittlung von Plätzen in Kindertagesstätten sowie Einschulung, Hausaufgabenbetreuung, Eltern und Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache. Die Ehrenamtlichen begleiteten zu Ämtern, Ärzten, machten Krankenbesuche ebenso wie Freizeitangebote, beispielsweise ein gemeinsames Picknick im Marienbergpark, ein Sommerfest im Gemeindehaus und ein weihnachtliches Treffen. Sprachkurse konnten in den Räumen des Kulturladens und des Sportvereins TUSPO durchgeführt werden. Aus den Angeboten gingen zunehmend persönliche Beziehungen hervor, sodass einige Freiwillige und Geflüchtete sich gegenseitig privat einladen und besuchen. Anfang 2019 wurde das Haus geschlossen, und die Bewohner:innen zogen in andere Unterkünfte um. Einige Kontakte haben sich verstetigt und werden erfreulicherweise fortgesetzt.
Sport
Sport bietet eine unmittelbare, nichtsprachliche wiewohl sprachfördernde Gelegenheit zu Freizeitgestaltung, Ausdruck wie Kontakt und Begegnung. Die Sportvereine im Stadtteil Ziegelstein – voran TUSPO, DJK Berufsfeuerwehr, ASN Pfeil Phönix, sowie auch der Tennisclub Marienberg und der Hockeyclub Nürnberg haben verschiedene Angebote für und mit Geflüchteten geschaffen. Ein wöchentlicher Kick-Treff beim ASN Pfeil Phönix läuft sehr erfolgreich, auch in Zusammenarbeit mit dem Sportservice der Stadt Nürnberg. Ein sehr schöner Erfolg war, dass das Team des Kick-Treffs ASN Pfeil Phönix bei einem Turnier des 1. FC Nürnberg mit acht Mannschaften von Geflüchteten im Sommer 2016 den 1. Platz belegte.
2020
Das für Ende März 2020 angesetzte Helferkreis-Treffen konnte aufgrund der Corona-Situation nicht stattfinden.
2019
Im Frühjahr 2019 war der Helferkreis zweimal eingeladen in die neue Gemeinschaftsunterkunft Andernacher Straße, zunächst zur offiziellen Eröffnung und daraufhin zur Bildung eines neuen Helferteams. Ein für den 30. Juni 2019 geplanter Sonntagsspaziergang und Picknick mit den Bewohner:innen und dem Helferkreis musste aufgrund der tropischen Temperaturen und einer amtlichen Hitzewarnung bedauerlicherweise abgesagt werden.
Zum Helferkreis-Treffen am Donnerstag, 17. Oktober 2019, kamen in der Gemeinschaftsunterkunft Andernacher Straße wieder die Aktiven zusammen: Informationen aus Unterkünften und Grundschule, Neu-Einsteiger:innen fragen und Erfahrene antworten, Umgang mit Fluktuation, Abschieden und Neubeginn, Dank für das Engagement. Zusätzlich gab es zwei offene Austausch-Abende ohne organisatorische Planungen am 18. Juni und 19. November 2019.
2018
Am 15. März 2018 ging es um zwei Jahre Helferkreis Ziegelstein unter dem Motto: „Erinnern – wahrnehmen – würdigen“. Der Austausch behandelte die Themen: „Wie geht es mir heute in meinem Engagement? Was wünsche ich mir? Was brauche ich?“
Der Helferkreis traf sich am 23. Juni 2018 mit mehreren Familien zu einem schönen Sommer-Picknick im Marienbergpark: „Unter der Birke breiten wir unsere Decken und packen unsere Speisen aus. Wir essen uns satt mit verschiedenen Salaten, Broten, vielerlei Gebäck und natürlich süßen fränkischen Kirschen wie Melonen. Dabei haben wir gute Gespräche und Begegnungen. Hier wird eine A2-Sprachprüfung beglückwünscht, da hören wir von einer erfolgreichen C1-Prüfung. Eine Familie dankt für ihre Wohnung. Eine andere Familie stellt ihr Neugeborenes vor und bekommt Baby-Sachen vermittelt. Wir spielen Gummi-Hüpfen, Frisbee und Volleyball. Und dazu sprechen wir über die Fußball-Weltmeisterschaft, uns und manches andere.“
Der Helferkreis-Abend am 29. November 2018 galt aktuellen Informationen und dem Austausch über das Engagement in Begleitung, Gruppen, Teams sowie Kooperationen und Netzwerken.
2017
Am 16. Februar 2017 befasste sich der Helferkreis anlässlich seines einjährigen Bestehens mit den bisherigen Erfahrungen bei der Deutschförderung, der Ämterbegleitung, in interkulturellen Situationen sowie dem politisch-medialen Umfeld.
Der Themenabend am 29. März 2017 in Kooperation mit dem Projekt Mov’in der Arbeiterwohlfahrt und der Erwachsenenbildung des Dekanates Nürnberg, zu dem die weiteren Nürnberger Helferkreise eingeladen waren, gab aktuelle und detaillierte Informationen zur Wohnungssuche.
Am 31. Mai 2017 fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ziegelstein klingt bunt für die Menschenrechte“ die Informationsveranstaltung: „Angekommen! Was nun? Zwischen Asylverfahren und Integration“ statt. Dr. Jürgen Bergmann, Mission Eine Welt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, erläuterte die weltweiten Fluchtbewegungen. Verena Schaarschmidt berichtete über die Ehrenamtskoordination in der Flüchtlingsarbeit des Evangelischen Dekanats. Gülay Incesu-Asar, stellvertretende Geschäftsführerin des Integrationsrates der Stadt Nürnberg, sprach über die Wohnsituation von Flüchtlingen und Behördenthemen.
Zum Begegnungsfest „Gemeinsam in Ziegelstein“ trafen sich am 8. Juli 2017 über 130 Gäste im Gemeindehaus und Garten der Melanchthonkirche. Dazu hatte der Arbeitskreis Flüchtlinge die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte und die Freiwilligen des Helferkreises eingeladen.
Die Sitzung des Helferkreises Ziegelstein am 2. November 2017 galt dem Schwerpunkt Spendenvergabe mit Regeln und Verfahren zum Spenden-Budget sowie der Bildung des Finanzausschusses.
2016
Beim Informations- und Begegnungsabend für Menschen und Institutionen, die sich in der Flüchtlingsarbeit in Ziegelstein engagieren möchten, trafen sich am 3. Februar 2016 auf Einladung des Arbeitskreises Flüchtlinge Ziegelstein zahlreiche Bürgerinnen und Bürger im Gemeindesaal der Melanchthonkirche und gründeten den Helferkreis Ziegelstein.
Am 4. April 2016 diskutierte der Helferkreis mit dem Reporter der Nürnberger Nachrichten über die aktuelle Berichterstattung. Außerdem gab es in Kleingruppen und in der großen Runde eine Ideen-Sammlung zu einem Motto für den Helferkreis. Aus den vielen ansprechenden Vorschlägen wählte der Arbeitskreis Flüchtlinge das Motto „Gemeinsam in Ziegelstein“ aus.
Beim Treffen des Helferkreises am 11. Mai 2016 erläuterte die Referatsleiterin Migration und Integration der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg Grundlagen des Asylrechts, des Asylverfahrens und des Asylbewerberleistungsgesetzes, beschrieb die Situation in Nürnberg sowie die Aufgaben der Asylsozialberatung. Unter dem Titel „Achtsamkeit“ sprach die Gemeindediakonin über die Rolle der Ehrenamtlichen und betrachtete die Motivation, die Sprache, die Gefühle, die Begegnung mit den Anderen, die Aktion und ihre Grenzen.
Der Helferkreis am 7. Juli 2016 galt dem Austausch in Kleingruppen zu den bisherigen Erfahrungen bei den verschiedenen Themen: Sport und Freizeit, Deutschförderung, interkulturelle Fragen, Ämterbegleitung usw.
Ein Themenabend widmete sich „Trauma und Flucht“ am 24. November 2016 mit Referentin Regina Miehling von der Stiftung „Wings of hope“ als Fortbildung für den Helferkreis Ziegelstein.
„Wer in der Fremde lebt, schreitet in einem leeren Raum hoch über dem Boden, ohne das Rettungsnetz, das einem das eigene Land bietet, in dem man Familie, Kollegen und Freunde hat und sich mühelos in der Sprache verständigen kann, die man von Kindheit an kennt.“